Stimme

Stimme: wie Himmel und Meer

Wolken-Himmel über Meer am Horizont

Der Mensch hat nicht eine Stimme,
er hat deren so viele,
wie er innere Lebensmöglichkeiten
hat, das heißt, unbegrenzt viele…

Der Stimmklang wechselt
wie Himmel und Meer,
weil
die Innenbewegung wechselt
wie Himmel und Meer. 

 

Dore Jacobs (1894 – 1979)

Die eigene Stimme an und für sich kennenlernen

Die eigene Stimme kennenlernen – jenseits von Selbstdarstellung und Präsentation, von abrufbarer Funktion und Zweckorientierung. Von Sollen, Müssen und Schönsein. Das ist schon eine Übung. 


Was bleibt aber, wenn die Außenorientierung entfällt? Wenn wir mit unserer Stimme nichts und auch niemanden erreichen wollen?


Wenn die Außenorientierung entfällt, wird in den Leibräumen die Innenbewegung deutlicher wahrgenommen. Mit der Freigabe von Bewegung und Stimme werden spezifische Prozesse der Selbstorganisation angestoßen. Diese inneren Prozesse entwickeln sich stets dynamisch, ebenso dynamisch verändern sich Klang, Färbung, Rhythmus und Charakter der Stimme. Im Zulassen der aufgeweckten Impulse wird auch die Stimme hörbar beweglicher und lebendiger.


In der Absichtslosigkeit wird das klangvolle Zusammenspiel von Innenbewegung und Stimme fließender, müheloser, selbstverständlicher und zugleich eigensinniger. 


Unsere Stimme ist eine leibliche Potenz mit unendlichen Möglichkeiten. Sich in ihre wogende und anfänglich oft krächzende Fülle zu begeben, mag abenteuerlich anmuten; die Reise aber geht immer gut aus: sie führt an Ursprünge und nicht zuletzt an eine Quelle der Lebensfreude.

Stimme: umtriebig

bewegtes Licht am Himmel


Sobald die Stimme
keinem äußeren Zweck dient,
dient sie innen:
schrubbt, putzt, wässert,
spült durch,
löst und verbindet neu,
lockert, schraubt und ordnet,
schafft Raum für Seele und Geist,
pflegt das Innenleben,
reinigt und erfrischt.
Versöhnt den Menschen in sich.
Entäußert.
Geht in die Welt. Geht in die Begegnung.
Gestaltet, spielt und tanzt.

Stimme ist Lebensraum

Hummel zwischen Rosen

Neben dem klaren Tönen von Vokalen und Konsonanten und dem Aufspüren ihrer spezifischen Wirkung, biete ich in der Stimmarbeit offene Spielräume an, die frei von Zielsetzungen oder gar Instrumentalisierungen sind und eine unbeschränkte Entfaltung erlauben: Die Freigabe der Stimme, angebunden an die Innenbewegung.

Werden in der Abkehr von Gewohnheiten und Konventionen eingeschliffene Pfade verlassen, öffnet sich der Zugang zur Stimme als ein persönlicher Lebensraum. Mit der Zeit wird auch der Hörsinn klarer und eigenständiger. Das Empfinden für Wohlklang erweitert sich, wir werden feinhöriger für natürliche Nuancen. 

Kommen inneres Bewegtsein und das Stimmspiel in Einklang, wird die Stimme als eigene neu erlebt und als solche erkannt. Ein Aufgehobensein darin wird erfahrbar. In der Welt des Hörens entfaltet sich die Stimme immer mehr zum persönlichen Raum mit den eigenen unendlichen Möglichkeiten. Ein Raum, in dem ich mich singend, summend, tönend aufhalten kann. 

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