Die eigene Stimme kennenlernen – jenseits von Selbstdarstellung und Präsentation, von abrufbarer Funktion und Zweckorientierung. Von Sollen, Müssen und Schönsein. Das ist schon eine Übung.
Was bleibt aber, wenn die Außenorientierung entfällt? Wenn wir mit unserer Stimme nichts und auch niemanden erreichen wollen?
Wenn die Außenorientierung entfällt, wird in den Leibräumen die Innenbewegung deutlicher wahrgenommen. Mit der Freigabe von Bewegung und Stimme werden spezifische Prozesse der Selbstorganisation angestoßen. Diese inneren Prozesse entwickeln sich stets dynamisch, ebenso dynamisch verändern sich Klang, Färbung, Rhythmus und Charakter der Stimme. Im Zulassen der aufgeweckten Impulse wird auch die Stimme hörbar beweglicher und lebendiger.
In der Absichtslosigkeit wird das klangvolle Zusammenspiel von Innenbewegung und Stimme fließender, müheloser, selbstverständlicher und zugleich eigensinniger.
Unsere Stimme ist eine leibliche Potenz mit unendlichen Möglichkeiten. Sich in ihre wogende und anfänglich oft krächzende Fülle zu begeben, mag abenteuerlich anmuten; die Reise aber geht immer gut aus: sie führt an Ursprünge und nicht zuletzt an eine Quelle der Lebensfreude.